Magengeschwüre nicht übersehen

Das Thema Ulcus ventriculi (Magengeschwür) beim Pferd nimmt immer mehr an Bedeutung zu. Themen wie Leistungsstress, Futtermanagement, Haltungsbedingungen, soziales Umfeld und psychische Belastung spielen bei der Entstehung eine große Rolle. Auch Freizeitpferde im Training sind gefährdet durch den Umstand, dass durch erhöhte Anspannung des Bauchbereiches Säure in Magenabschnitte gedrückt wird, die säureempfindlich sind.

Manchmal wird ein Pferdepatient vorgestellt, der einfach zunehmend aggressiv in allen möglichen Situationen reagiert – gegenüber anderen, gegenüber dem Menschen, bei Anforderungen – und dadurch schlecht händelbar und gefährlich wird. Bei so einem Tier bewirken die dauernden Magenschmerzen eine Sinnesüberreizung, die nicht mehr kompensiert werden kann.

Der nächste Patient frisst einfach nur schlecht, d.h. er wird mäkelig und lässt Futter liegen oder frisst sein Kraftfutter in Intervallen – wenn die Zähne in Ordnung sind, muss an Magenprobleme gedacht werden. Auch bei Koppern die Luft schlucken entsteht öfter ein Ulcus ventriculi.

Bei kolikanfälligen Pferden steht natürlich zunächst der Darm und die Kreislaufsituation im Focus, aber bei Magenschmerzen ergibt sich ein größere Grundspannung im Verdauungstrakt, die leicht die Entstehung einer Kolik begünstigen kann.

Manche Pferde ergeben sich in ihr Schicksal und kümmern einfach vor sich hin. Das sind oft Tiere in Offenstallhaltungen, die durch niederen Rang nicht genügend oder nicht das richtige Futter abbekommen und dadurch Magen-/Darmprobleme bekommen und abnehmen oder der Stress in der Herde, wenn es Streitereien gibt.

Häufiger trifft es Tiere, die für ihre Besitzer eine bestimmte Rolle erfüllen: entweder sie müssen funktionieren wie eine Maschine, werden gebraucht und dabei als Persönlichkeit mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen übersehen oder sind der Kummerkasten und nehmen alle Probleme der Besitzer auf sich.

Die meisten Magengeschwüre finden wir bei Hochleistungspferden: der Trainings- und Leistungsdruck sind immens und der Stress durch Turniere und Transporte sind nicht zu unterschätzen.

Bei der Anamnese und Untersuchung eines Pferdes muss genau geschaut werden, welche äußeren Faktoren nicht in Ordnung sind. Bei Magenpatienten gilt:

  • Stress reduzieren so weit es geht (Turniere, Transporte, Training, etc)
  • Ausgleich bieten (freie Bewegung, Ausritte, Sozialkontakte, etc.)
  • evt. Stallwechsel
  • Optimierung der Fütterung

Beim Futterthema spielt natürlich eine Rolle, ob das Pferd normalgewichtig und wie die Futterverwertung generell ist. Hier muss individuell eine Lösung gesucht werden, wie das Pferd über 24 Stunden verteilt seine Tagesration an Raufutter (Heu/Stroh) bekommen kann, ohne mehr als 4 bis 5 Stunden Fresspause zwischen den Futtergaben zu haben, weil sonst die laufend im Magen produzierte Säure nicht gepuffert werden kann und die Schleimhaut schädigt.

Heunetze sind nicht für alle Pferde die ultimative Lösung, weil auch das grundsätzliche Bedürfnis besteht, sich satt zu essen und danach eine Verdauungspause zu haben – das geht nur von einem Heuhaufen. Wenn reduziert werden soll, kann auch an die Verwendung von Futterautomaten gedacht werden.

Alle anderen Patienten können Heu satt bekommen, d.h. zur freien Verfügung und entsprechend angepasstes Kraftfutter in mehreren kleinen Portionen. Letztlich muss der Kot auf Parasiten kontrolliert werden damit keine Schädlinge ihr Unwesen treiben. In manchen Gegenden sind die Magendasseln weit verbreitet, die sich in den Wintermonaten im Pferdemagen aufhalten.

Anita Ruckriegel
Tierheilpraktikerin

Verbandszeitschrift des Internationalen Tierheilpraktikerverbandes e.V.
als Beilage in der Zeitschrift „tierhomöopathie“ | Ausgabe II/2015

Teile diesen Beitrag